Unter einer Ressource versteht man alles, was bei der Lösung einer Aufgabe hilft bzw. helfen kann. Gemäß dieser sehr weitreichenden Definition können also sehr viele verschiedene (abstrakte und konkrete) Dinge als Ressource fungieren.
Ein einfaches Beispiel ist ein Verbrennungsmotor, der während seines Betriebs bekanntermaßen gekühlt werden muss, d.h., die vom ihm erzeugte Wärme muss irgendwie abgeführt werden. Eine Ressource ist dann alles, an das die Wärme abgegeben werden könnte. Eine mögliche Ressource ist die Umgebungsluft, und diese Ressource wird auch in in der Praxis genutzt: Jedes Automobil besitzt einen Kühler, in dem der Wärmeübergang an die Ressource „Umgebungsluft“ stattfindet.
Eine mögliche Ressource zur Abführung der Wärme eines Verbrennungsmotors ist die Umgebungsluft. Für einen Motor auf einem Boot steht als weitere Ressource das Umgebungswasser zur Verfügung.
Auf einem Boot steht ebenfalls die Umgebungsluft als Ressource zur Verfügung. Es gibt jedoch noch eine weitere, viel effizientere Ressource, nämlich das Wasser, in dem das Schiff fährt. Aus diesem Grund werden alle Schiffsmotoren nicht mittels Umgebungsluft, sondern viel effizienter mit Wasser gekühlt.
Etwas genauer kann man den Begriff der Ressource auf zwei verschiedene Weisen definieren, und diese beiden Definition sind nicht vollständig äquivalent:
Eine Ressource im weiteren Sinne ist alles, was zur Lösung einer Aufgabe beitragen kann.
Eine Ressource im engeren Sinne ist alles, was zur Lösung einer Aufgabe beitragen kann und sowieso bereits vorhanden ist – am besten sogar unbegrenzt, kostenfrei und ohne schädliche Nebenwirkungen.
Eine Flasche kann mittels kaltem Wassers gekühlt werden. Wasser ist also eine Ressource. Leitungswasser in einem Haus kostet allerdings Geld, während auf einem Boot Meerwasser kostenfrei verfügbar ist.
Der Unterschied zwischen diesen beiden Definition lässt sich an einem Beispiel leicht erklären: Die Aufgabe sei es, eine Bierflasche zu kühlen. Eine mögliche Ressource hierfür ist kaltes Wasser. Eine denkbare Lösung des Problems unter Anwendung der Ressource „kaltes Wasser“ ist es, die Bierflasche unter den Wasserhahn zu stellen und ihn aufdrehen – viele Personen kühlen tatsächlich auf diese Weise. Auch auf einer Yacht kann mittels kaltem Wasser gekühlt werden, und zwar indem man die Bierflasche an einem Seil festmacht (oder in ein Netz legt) und über Bord in die See hängt.
In beiden Fällen – in einem Haus und auf einem Boot – wirkt kaltes Wasser als Ressource: Das kalte Wasser hilft, das Problem „Kühlen der Flasche“ zu lösen, und genau dieses war die Definition einer Ressource im weiteren Sinne. Die Ressource „kaltes Wasser“ steht unbegrenzt zur Verfügung: weder die kommunale Wasserversorgung noch das Meer werden irgendwann „leer“ sein und kein Wasser mehr liefern können.
Trotzdem gibt es einen sehr fundamentalen Unterschied: Wasser aus der Wasserleitung kostet Geld, während Meerwasser auf der Yacht kostenlos ist. Zur Reinigung des Grundwassers im Wasserwerk sind Energie und Chemikalien notwendig, was beides nicht gut für die Umwelt ist. Dieses Problem besteht beim Kühlen im Meerwasser nicht. Die Ressource „kaltes Meerwasser auf einer Yacht“ ist also kostenfrei und ohne schädliche Nebenwirkungen – es handelt sich also um eine Ressource im engeren Sinne.
Die Verwendung einer Ressource im engeren Sinne ist eine viel bessere Lösung als die Verwendung einer Ressource im weiteren Sinne. Auf einem Boot ist die Kühllösung „Flasche in Wasser“ eine sehr elegante Lösung, und es gibt wenig Grund, sich eine bessere auszudenken. Beim Kühlen unter dem Wasserhahn zieht dieses anders aus: Es handelt sich um eine ziemlich schlechte Lösung – hier sollte dementsprechend nach einer besseren Lösung gesucht werden.
Eine Ressource im weiteren Sinne ergibt also eine Lösung einer Aufgabe. Eine Ressource im engeren Sinne ergibt also eine gute und elegante Lösung einer Aufgabe. Bei der Entwicklung eines technischen Systems muss es also das Ziel des Entwicklers sein, möglichst nur Ressourcen im engeren Sinne zu verwenden. Nur wenn dieses nicht möglich ist, sollte auf Ressource im weiteren Sinne ausgewichen werden.
Eine gute Produktentwicklung bedeutet also, möglichst oft Ressourcen im engeren Sinne zu verwenden, also Ressourcen, die „sowieso bereits vorhanden“ sind. Ein wichtiger Schritt am Anfang eines Entwicklungsprozesses ist es deshalb, nach solchen „sowieso schon vorhandenen“ Ressourcen zu suchen. Um dieses zu unterstützen, wird im Abschnitt über Ressourcenarten zunächst näher beschrieben, was alles als Ressource dienen kann. In den Abschnitten über das problemorientierte 9-Felder-Denken und die Ressourcensuche werden zwei Verfahren beschrieben, wie man möglichst effizient nach vorhanden Ressourcen suchen kann bzw. wie man möglichst wenige der vorhandenen Ressourcen übersieht.
An dieser Stelle sei der folgende Hinweis angebracht: In der Literatur wird der Begriff “Ressource“ nicht einheitlich verwendet – je nach Autor kann hierunter eine „Ressource im weiteren Sinne“ oder eine „Ressource im engeren Sinne“ gemeint sein. Unter Umständen kann sich sogar in ein und dem selben Buch die Bedeutung des Begriffs „Ressource“ von Kapitel zu Kapitel verändern. In den folgenden Abschnitten wird versucht, immer konsequent „Ressource im weiteren Sinne“ oder „Ressource im engeren Sinne“ zu verwenden. Die Kurzform „Ressource“ wird in den folgenden Abschnitten nur dann verwendet, wenn der Unterschied zwischen „im weiteren Sinne“ und „im engeren Sinne“ nicht relevant ist.