Feature Transfer ist notwendig, wenn es keine Möglichkeit gibt, die relevante Komponente des alternativen Systems in das Basissystem zu überführen, oder wenn es überhaupt keine bestimmte Komponente gibt, an der der Vorteil des alternativen Systems festgemacht werden könnte.
Aufzüge und Rolltreppen erfüllen dieselbe Hauptfunktion, nämlich den vertikalen Personentransport. Damit sind sie konkurrierende Systeme.
Zwei technische Systeme zum Bewegen von Personen nach oben und unten, ohne dass hierfür der Einsatz von Körperkraft notwendig wäre, sind der Aufzug und die Rolltreppe. Beide haben bestimmte Vorteile und Nachteile.
Aufzug | Rolltreppe | |
---|---|---|
Platzbedarf | + | - |
Wartezeit | - | + |
Ein Aufzug kann auf kleinem Raum installiert werden: sein Platzbedarf in jeder Etage ist im Wesentlichen nur so groß wie die Fläche seiner Kabine. Eine Rolltreppe belegt dagegen deutlich mehr Platz. Andererseits muss man vor einem Aufzug oft warten, bis die Kabine auf der eigenen Etage angekommen ist. Bei einer Rolltreppe entfällt diese Wartezeit.
Die Vorteile der beiden technischen Systeme können schlecht an einer bestimmten Komponente festgemacht werden. Vielmehr liegt der jeweilige Vorteil an einem Prinzip, in der hier verwendeten Nomenklatur also an einem Feature. Es geht also darum, sich auf etwas abstrakter Ebene zu überlegen, woher der Vorteil des einen Systems gegenüber dem anderen System kommt.
Aufzug: Der Vorteil des geringeren Platzbedarfs kommt daher, dass der Aufzug entlang der Senkrechten fährt – und nicht schräg wie bei einer Rolltreppe.
Rolltreppe: Der Vorteil der geringeren Wartezeit kommt daher, dass eine Rolltreppe aus einer Abfolge sehr vieler identischer Transportmittel (den Stufen) besteht – und nicht wie ein Aufzug nur aus einer einzelnen Kabine.
Nimmt man den Aufzug als Basissystem, so soll also das Feature „Abfolge vieler identischer Transportmittel“ auf den Aufzug übertragen werden. Das bereits vorhandene Feature „senkrechter Verlauf“ soll dabei beibehalten werden. Beim Feature Transfer muss also die einzelne Fahrstuhlkabine durch eine Abfolge vieler identischer Fahrstuhlkabinen ersetzt werden. Die Lösung dieser Aufgabe ist bekannt: Es handelt sich um einen Paternoster.
Welches Feature übertragen werden soll, hängt sehr stark von den gewählten Vor- und Nachteilen der beiden Systeme ab. Was als relevanter Vorteil und was als relevanter Nachteil angesehen wird, hängt wiederum von der Aufgabenstellung ab. Eine Rolltreppe kann zum Beispiel mit einem Kinderwagen nur umständlich und in einem Rollstuhl überhaupt nicht genutzt werden, während die Benutzung eines Aufzugs kein Problem darstellt. Ein Rolltreppe wiederum hat den Vorteil, dass sie neben einer normalen Treppe eingebaut werden kann, da eine Rolltreppe und eine normale Treppe dieselbe Steigung besitzen können. Für einen Fahrstuhl muss dagegen ein getrennter Zugang eingerichtet werden, so dass größere Umbaumaßnahmen notwendig sein können.
Eine Rolltreppe bietet den Vorteil, direkt neben einer normalen Treppe angebracht werden zu können. Für einen Aufzug ist dagegen ein getrennter horizontaler Zugangsweg notwendig.
Die Vor- und Nachteile sind damit:
Aufzug | Rolltreppe | |
---|---|---|
behindertengerecht | + | - |
zu Treppe kompatibel | - | + |
Die den beiden Vorteilen zu Grunde liegenden Features lauten:
Aufzug: Ein Aufzug ist behindertengerecht, weil der Boden seiner Kabine aus einer Plattform, die relativ groß, eben und zeitweise unbewegt ist, besteht. Auf diese Plattform kann man mit Rollen leicht hinauffahren. Die Stufen einer Rolltreppe sind dagegen klein und bewegen sich ständig.
Rolltreppe: Der Vorteil einer Rolltreppe kommt daher, dass sie schräg ist. Das Ausmaß der Schräge, also die Steigung der Rolltreppe, kann in einem weiten Bereich frei gewählt werden.
Wird als Basissystem wiederum der Aufzug gewählt, so soll also das Feature „schräge Anordnung der Bewegungsrichtung“ übertragen werden, ohne dass das bereits vorhandene Feature „große ebene Plattform“ dabei verloren geht. Eine Lösung dieser Aufgabe ist ein Schrägaufzug.