Eine der ersten Fragen, die man sich stellen sollte, lautet: „Was habe ich eigentlich (bereits) zur Verfügung?“. Mit anderen Worten: Welches sind die verfügbaren Ressourcen im engeren Sinne. Ein gutes Beispiel für eine solche Suche und anschließende Anwendung vorhandener Ressourcen ist die Apollo 13-Mission. Der gleichnamige Kinofilm stimmt, zumindest in diesem Aspekt, hochgradig mit dem tatsächlichen Geschehen überein. Eine Suche nach „Apollo 13 Filter“ in einem Videoportal sollte die entsprechenden Filmausschnitte leicht finden.
Die Explosion im Versorgungsmodul von Apollo 13 war so stark, dass sogar ein Teil der Verkleidung abgesprengt wurde. Das genaue Ausmaß des Schadens war jedoch während der Mission unbekannt, da dieses Foto erst kurz vor dem Wiedereintritt der Raumkapsel in die Erdatmosphäre aufgenommen werden konnte.
Auf der NASA-Mission „Apollo 13“ kam es zu einer Explosion in einem Gastank der Versorgungseinheit der Raumkapsel. Die Beschädigungen führten dazu, dass kaum noch elektrische Energie zur Versorgung der Lebenserhaltungs- und Steuerungssysteme zur Verfügung stand. Dies zwang die Crew dazu, in die Mondfähre umzusteigen, in der Hoffnung, dort bis zur Rückkehr zur Erde überleben zu können.
Für die Atmung der Besatzung eines Raumschiffes ist es nicht ausreichend, dass genügend Sauerstoff vorhanden ist. Weit bevor der Sauerstoff aufgebraucht ist, kommt es zu einer Vergiftung durch das ausgeatmete Kohlenstoffdioxid (CO2), welche sich in der Luft im Raumschiff ansammelt. Deswegen wird das ausgeatmete CO2 durch Lithiumhydroxid (LiOH) absorbiert. Der gleiche Mechanismus wird auch in den Tauchgeräten von Kampfschwimmern der Marine verwendet, da dort die verbrauchte Luft nicht abgelassen werden darf, um verräterische aufsteigende Luftbläschen zu vermeiden.
Zur CO2-Absorption führt jedes Raumfahrzeug LiOH-Module, die in regelmäßigen Abständen ausgewechselt werden müssen, mit. Dies galt natürlich auch für Apollo 13: es gab ausreichend LiOH-Module für das Kommandomodul (also die eigentliche Raumkapsel), es wurden aber nur wenige Module für die Mondlandefähre mitgeführt – letztere Module mussten schließlich nur für die kurze Phase des Mondabstiegs und Wiederaufstiegs der Mondlandefähre ausreichen. Die beiden Typen von LiOH-Modulen erfüllen eine identische Funktion, haben jedoch eine unterschiedliche Form.
Sowohl die Mondlandefähre als auch das Kommandomodul benutzen LiOH-Module zur Absorption des ausgeatmeten CO2, allerdings ist die Form der Module unterschiedlich.
Da die gesamte Besatzung nun unplanmäßig die gesamte Reise in der Mondlandefähre verbringen musste, gingen die Mondlandefähre-LiOH-Module zur Neige. Um nicht zu ersticken, mussten irgendwie die Kommandomodul-LiOH-Module an die Klimaanlage der Mondlandefähre angeschlossen werden – was aber auf Grund der unterschiedlichen Form einen Adapter benötigte. Dieser musste von den Astronauten hergestellt werden – und zwar nur mit dem, was sowieso bereits im Raumschiff vorhanden war. Es musste also vollständig mit Ressourcen im engeren Sinne ausgekommen werden.
Gebauter Adapter, um ein eckiges LiOH-Modul an Stelle eines runden Moduls verwenden zu können. Links: Prototyp, der in aller Eile auf der Erde entwickelt wurde. Rechts: Adapter, wie er den Anweisungen der Bodenstation folgend von den Astronauten gebaut wurde. Mitte: Prinzipskizze aus einem NASA-Manual.
Hierfür die erste Frage natürlich, was genau denn bereits vorhanden ist. Die zweite Frage, die genauso so wichtig ist, geht danach, wofür die gefundenen Komponenten genutzt werden können, d.h., welche Funktionen von ihnen zur Verfügung gestellt werden können. Diese Funktionen sind zum einen die „traditionellen“ Funktionen, wegen der die entsprechenden Komponenten ursprünglich hergestellt worden sind, zum anderen aber auch zusätzliche Funktionen, die von den entsprechenden Komponenten übernommen werden können.
Für den Apollo 13-Adapter wurden zum Beispiel die folgenden Gegenstände wie folgt verwendet:
Gegenstand | Verwendung |
---|---|
eine Socke | Die Socke wurde verwendet, um das Rohr in der Mitte des eckigen LiOH-Filters zuzustopfen, weil ansonsten die Luft durch das Rohr und nicht durch den Filter geströmt wäre. |
Deckblatt des Flugplans | Der Flugplan hat einen Einband aus dickem Karton. Der Karton wurde als stabiles „Dach“ der Konstruktion verwendet, damit der beabsichtige Weg der Luft offen bleibt. |
Notdurftbeutel | Der Plastiksack ist Teil des Raumanzugs und nimmt im Normalfall die Notdurft der Astronauten auf. Hier dient der Plastiksack zur luftdichten Verpackung der gebauten Vorrichtung. |