Der Abschnitt zum Thema Schutzfunktionen zeigte, dass es wichtig ist, Funktionen aktiv zu formulieren – eine Funktion verändert einen Parameter bzw. sorgt dafür, dass ein Parameter trotz anderer Einflüsse konstant bleibt. Zwei weitere Funktionen, die deswegen häufig zu Verwirrungen bei ihrer korrekten Modellierung führen, sind Reinigen und Messen.
Ein Brillenputzbuch ändert keinen Parameter des Brillenglases, sondern einen Parameter des Schmutzes, nämlich seine Position.
Das Reinigen wurde bereits am Beispiel eines Brilenputztuches behandelt. Welcher Parameter des Brillenglases wird durch das Putztuch eigentlich verändert? Idealerweise keiner, denn nach dem Putzen ist das Brillenglas genau wie vorher, ohne Kratzer und mit unveränderter Antireflexbeschichtung. Verändert worden ist dagegen die Lage des Schmutzes – das Zielobjekt des Brillenputzes ist also der Schmutz, nicht das Brillenglas.
Analog zu den Schutzfunktionen ist auch hier der Hintergrund, dass im Funktionsmodell Wissen über das, was wirklich geschieht, festgehalten werden soll. Die obige Abbildung zeigt verschiedene Reinigungstücher für die menschliche Haut. Welche Funktion primär ausgeübt wird, ist bei diesen jedoch unterschiedlich. Von links nach rechts nimmt die Wichtigkeit der Funktion „bewegt Schmutz“ ab, während der Fokus auf die Funktion „tötet Mikroorganismen“ stärker wird.
Auch bei Messfunktionen muss überlegt werden, welcher Parameter welcher Komponente eigentlich geändert wird. In der obigen Abbildung werden sowohl die Uhrzeit als auch die Temperatur der Raumluft gemessen. Durch diese Messung ändert sich nichts an der Raumluft, geschweige denn an der Zeit. Was sich dagegen ändert, ist das Wissen des Betrachters der Uhr. Die korrekte Modellierung der Funktion ist also „Uhr informiert Beobachter“. Bei der Modellierung der Funktion eines Messgerätes ist die relevante Frage also nicht, zu welcher Komponente der zu messende Parameter gehört, sondern welche Komponente dieses Messergebnis anschließend verwendet.