Michael Patra

Trimming

Unter Trimming versteht man die Weiterentwicklung eines technischen Systems derart, dass eine bestimmte Komponente des Systems wegfällt, ohne dass sich hierdurch die nützliche Funktion des Gesamtsystems verringert.

Der Wunsch nach Wegfall einer bestimmten Komponente kann zwei Ursachen haben. Zum einen können durch Weglassen einer Komponente die Herstellkosten des Systems verringert werden. Mit der Wertanalyse und der wertanalytischen Betrachtung stehen zwei Werkzeuge zur Verfügung, mittels derer bestimmt werden kann, wie groß der Nutzen bzw. wie groß die Funktion einer Komponente sowie die damit verbundenen Kosten sind. Diese beiden Werkzeuge sind in einem getrennten Dokument beschrieben.

Komponenten mit großen Kosten, aber geringem Nutzen (Wertanalyse) bzw. geringer Funktion (wertanalytische Betrachtung) sollten eliminiert werden. Trimming ist ein Werkzeug, um dieses zu erreichen.

Ist gemäß dieser Analyse eine bestimmte Komponente teuer, liefert dabei aber wenig Nutzen bzw. Funktion, so ist der Versuch einer Verbesserung dieser Komponente meistens wenig erfolgversprechend. Der Rat lautet in diesem Fall, diese Komponente völlig zu eliminieren, sie also zu trimmen.

Der andere Grund für den Wunsch nach Entfernung einer bestimmten Komponente kann daran liegen, dass sie schädliche Funktionen ausübt. Die Verbesserung eines Systems, welches auch schädliche Funktionen ausübt, heißt inkrementelle Verbesserung. Die beiden Umsetzungsmöglichkeiten der inkrementellen Verbesserung sind das Verbessern der problematischen Komponente und ihre vollständige Entfernung, also ein Trimming der betreffenden Komponente.

Jede Komponente eines technischen Systems übt mindestens eine nützliche Funktion aus – ansonsten wäre sie niemals dem System hinzugefügt worden. Wird eine Komponente eines technischen Systems entfernt, muss dafür gesorgt werden, dass hierdurch die Funktion des Gesamtsystems nicht beeinträchtigt wird. Ein abschreckendes Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, bieten Fahrradklingeln.

Traditionelle Fahrradklingeln besitzen im Innern eine Mechanik, mittels derer ein Metallklöppel wiederholt von innen gegen das Klingelgehäuse schlägt. Dies führt zu einem lauten und damit gut hörbaren Geräusch. Bei vielen moderne Fahrradklingeln wurde diese Mechanik eingespart. Der Hebel ist jetzt elastisch, so dass beim Loslassen der Griff einmal leicht gegen das Gehäuse zurückschlägt. Das Geräusch ist viel leiser und wird daher von anderen Verkehrsteilnehmern oftmals gar nicht wahrgenommen. Dies ist ein abschreckendes Beispiel dafür, was beim Trimming nicht geschehen sollte, nämlich ein Verlust gewünschter Funktion.

Traditionelle Fahrradklingeln besitzen einen Hebel, der seitlich bewegt werden muss. Daraufhin dreht sich, über ein kleines Getriebe angetrieben, ein Schlagwerk im Innern der Klingel und schlägt gegen das Gehäuse der Klingel. Dies führt zu einem lautstarken Geräusch. Um Kosten zu sparen, wurde bei den meisten heutzutage verkauften Fahrradklingeln auf das Getriebe und das Schlagwerk verzichtet. Bei diesen neuen Klingeln muss der „Hebel“ an der Klingel nach unten bewegt und anschließend losgelassen werden. Weil der Hebel elastisch ist, federt er nach dem Loslassen zurück und schlägt dann von außen gegen das Klingelgehäuse. Der sich ergebende Ton ist allerdings viel leiser als der der ursprünglichen Klingel. Die Entfernung einer Komponente ging also mit Funktionsverlust des Gesamtsystems einher. Trimming hat dagegen den Anspruch, dass dabei keine nützliche Funktion verloren geht.

Trimmingregeln