Michael Patra

Grundkonflikte

Eine Ursache-Wirkungs-Analyse beschreibt, welcher unerwünschte Zustand (Folge) sich aus dem Vorhandensein eines anderen Zustands (Ursache) ergeben kann. Die Pfeile in einer Ursache-Wirkungs-Analyse transportieren also etwas Schlechtes: Sofern die Bedingung an der Basis des Pfeiles erfüllt ist, läuft ein negativer Effekt an ihm entlang zu seiner Spitze.

In der Ursache-Wirkungs-Analyse wurden die Kästchen konsequenterweise bereits negativ beschriftet: „Temperatur ist zu hoch“, “Öffnung ist zu klein“. Ein solches Vorgehen ist jedoch nicht zwingend. Man kann die Kästchen genauso gut neutraler beschriften, z.B. „Temperatur ist hoch“, “Öffnung ist klein“ – muss dann aber explizit angeben, dass etwas eine negative Wirkung hat.

Die folgende Abbildung zeigt noch einmal die Ursache-Wirkungs-Analyse für den Abfallbehälter. Die Bezeichnungen in den Kästchen sind jetzt neutral, dafür wird durch die rote Farbe der Pfeile klargestellt, dass es sich um negative Folgen handelt: Je kleiner die Öffnung des Abfallbehälters ist, desto mehr des negativen Zustandes „Müll geht unabsichtlich nicht in die Öffnung“ ergibt sich.

Die roten Pfeile sollen andeuten, dass es zu einer negativen Auswirkung kommt, wenn die Bedingung am Start des Pfeiles erfüllt ist.

Die neutrale Formulierung bietet den Vorteil, dass man die Beschriftung von Kästchen invertieren kann – sofern gleichzeitig auch die Bedeutung des Pfeils umgedreht wird. Wenn „Abfallbehälter hat eine kleine Öffnung“ etwas Negatives impliziert, dann impliziert „Abfallbehälter hat eine große Öffnung“ etwas Positives. Je größer die Öffnung des Abfallbehälters ist, desto mehr verbessert sich der Zustand „Müll geht unabsichtlich nicht in die Öffnung“. Dieses wurde in der folgenden Abbildung so umgesetzt, dass dann ein grüner Pfeil an Stelle eines roten Pfeils verwendet wird.

Grüne Pfeile sollen andeuten, dass es zu einer positiven Auswirkung kommt, wenn die Bedingung am Start des Pfeiles erfüllt ist.

Die Verwendung von roten und grünen Pfeilen erlaubt es, die Bezeichnung der Zustände, also die Bezeichnung der Kästchen im Diagramm, zu verändern. Hierdurch kann man oftmals erreichen, dass gleichartige Zustände (sprich: Boxen mit derselben Beschriftung) im Diagramm entstehen. Im Beispiel finden sich mehrere Kästchen, die etwas mit der Öffnung des Abfallbehälters zu tun haben. Sie können daher zu einem einzigen Kästchen zusammengefasst werden.

Die Kästchen, die die Öffnung des Abfallbehälters beschreiben, sind zu einem einzigen Kästchen zusammengefasst worden.

Man sieht, dass vom Kästchen „Abfallbehälter hat eine große Öffnung“ Pfeile verschiedener Farbe ausgehen. Eine größere Öffnung hat also sowohl negative als auch positive Auswirkungen. Es ist unmöglich, durch Anpassen der Größe der Öffnung alle Wünsche gleichzeitig zu erfüllen. Aus diesem Grund bildet „Größe der Öffnung“ einen sogenannten Grundkonflikt (root conflict).

Grundkonflikte und Grundursachen

Die obige Abbildung zeigt explizit den Grundkonflikt sowie die zumindest prinzipiell angreifbaren Grundursachen. Grundursachen können abgestellt werden bzw. man kann es zumindest versuchen: Einen Regenschutz kann man nachrüsten, man kann den Abfallbehälter häufiger leeren, man kann durch eine Videoüberwachung Vandalismus verringern usw.

Ein Grundkonflikt dagegen kann nicht abgestellt, sondern nur durch erfinderische Mittel gelöst werden. Tritt ein Grundkonflikt auf, so wird die Lösung des Ausgangsproblems schwieriger, dafür aber intellektuell und wirtschaftlich interessanter, da sich so oftmals grundlegend neue Lösungen und Produkte ergeben.

Grundkonfliktanalyse (RCA+)